Ab ans Wasser!
Warum der „Geh-angeln-Tag“ seine ganz eigene Bedeutung hat.
Es ist die Freizeitbeschäftigung für Millionen: Weltweit gehen Schätzungen zufolge mehr als 220 Millionen Menschen an Seen und Flüsse um zu angeln. In Deutschland allein greifen etwa 6,6 Millionen Menschen mindestsens einmal im Jahr zu Rute und Köder und ziehen ans Wasser. Die Zahlen sind grob geschätzt, da nicht jeder Angler statistisch registriert ist. In Sachsen-Anhalt sind im Landesanglerverband Sachsen-Anhalt e. V. mit Stand 31. Dezember 2024 exakt 47.251 Angler – darunter 5.272 Jugendliche -, als Mitglieder erfasst und in den 105 Vereinen und den untergeordneten Gruppen organisiert. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Angler geht aber auch sporadisch – etwa als Tourist – nur zeitweilig diesem Hobby nach.
Warum das alles aktuell ist? Nun, am 18. Juni wird weltweit der „Geh-Angeln-Tag“ begangen. Er soll angeblich an das erste Fliegenfischerturnier erinnern, das am 18. Juni 1861 in den USA stattfand. Ein guter Anlass also, tiefer in die Bedeutung und die Philosophie des Angelns einzutauchen.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass bereits vor 500.000 Jahren das Fischen neben dem Jagen und Sammeln eine zentrale Methode der Nahrungsbeschaffung war. Während anfangs mit Speeren, Pfeil und Bogen, verschiedenen Fallen und Netzen gefischt wurde, kam im Lauf der Evolution auch das Angeln mit Haken und Schnüren dazu. Fisch wurde und ist aufgrund seines hohen Nährwertes ein fester Bestandteil der menschlichen Nahrung. Die verschiedenen Arten die es gibt, um den Fisch zu fangen, ist nach unserer Ansicht Kulturgut.
Auch heutzutage gehen Angler mit der Absicht ans Wasser, Fische zu fangen und zu verwerten. Angeln dient also weiterhin dem Nahrungserwerb, auch wenn heute nicht mehr das Überleben des Einzelnen und das seiner Familie davon abhängt.
Was aber macht die Faszination des Angelns aus? Nichtanglern ist dies bisweilen schwer zu erklären. Warum soll man stundenlang, bei jedem Wetter und möglichst leise am Gewässer ausharren? Warum soll man hunderte Male einen Köder auswerfen, um irgendwann diesen einen begehrten Fisch zu erbeuten, den man vielleicht auch im Laden kaufen könnte? Es wäre verwunderlich, hätte die Wissenschaft nicht längst den Effekt des Angelns auf den Menschen untersucht. Und diese Wirkung ist vielfältig und durchweg positiv. Natürlich ist ein Fangerfolg die Krönung eines jeden Angeltages. Doch bereits der Aufenthalt am Wasser senkt den Stresspegel, fördert Konzentration sowie Achtsamkeit und erhöht die Verbundenheit mit der Natur. Besonders bei Kindern zeigt Angeln deutlich positive Effekte hinsichtlich der Organisationsfähigkeit und der Disziplin.
Dazu kommt, dass die Mitwirkung in einem Verein das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Hilfsbereitschaft untereinander stärkt. Vereine und Gruppen in Sachsen-Anhalt sind längst anerkannte Naturschützer. Die Angler im Landesanglerverband Sachsen-Anhalt e. V. pflegen die 1.221 von ihnen betreuten Gewässer, sorgen für einen ausgewogenen Fischbesatz und bringen Umweltvergehen zur Anzeige. Der „Geh-angeln-Tag“ ist für uns der richtige Zeitpunkt um Danke zu sagen an unsere Angler im Land. Danke für Euer unermüdliches Engagement, Danke dass ihr die seid, die auch unter die Wasseroberfläche schauen, danke für die unvergesslichen Momente, die dieses Hobby mit sich bringt.
Bei aller Romantik - diese Freizeitbeschäftigung für Millionen ist natürlich auch ein Geschäft. Der wirtschaftliche Umsatz erreicht allein in Deutschland jährlich einen Umfang von mehr als 5 Milliarden Euro: für Geräte, Köder, Kosten für Genehmigungen, Boote oder Buchungen von Unterkünften am Wasser. Selbst Berufsfischer haben den Angler oft als zweites Standbein entdeckt. Jeder der also den Anglern den Gang ans Gewässer verbietet, greift daher auch in wirtschaftliche Strukturen ein. Und nein: Es gibt noch immer mehr organisierte Fußballer als organisierte Angler. Die Angler sind nicht in der Überzahl, doch damit gehen sie – wie mit fast allem – sehr gelassen um.
Autor: RAINER WOZNY (Mitglied unseres Redaktionsteams)