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„Kormoran – Wege zum europäischen Bestandsmanagement“

Vom 22.11. – 23.11.2007 fand auf Initiative des Deutschen Fischereiverbandes e.V. eine internationale Konferenz statt, die sich zum Ziel setzte, endlich eine europaweite Bestandsregulierung des Kormorans auf den Weg zu bringen.

Anwesend waren Vertreter der Bereiche Teichwirtschaft, Seenfischerei, Küstenfischerei, Flussfischerei und der Angelfischerei. Da die durch den Kormoran in Sachsen-Anhalt verursachten Schäden hinlänglich bekannt sind, war also besonders der Erfahrungsaustausch, speziell mit den ausländischen Gästen, von großem Interesse. Sehr großen Anklang fand dabei der Vortrag von Herrn Peters aus der Schweiz.

Dort wurde schon vor vielen Jahren eine Arbeitsgruppe „Kormoran und Fischerei“ gebildet, welche sich im Gegensatz zu uns nicht mit unsinnigen Vorschriften der Europäischen Union herumärgern muss. In der Schweiz hat der Kormoran bereits Bergseen in über 2.000 m Höhe erobert und auf seinen Streifzügen dem Äschenbestand so schwere Schäden zugefügt, dass die Fischerei auf Äschen eingestellt werden musste. Und da ohne die Beeinflussung aus Brüssel ein nationales Handeln schnell möglich ist, wurde das sogenannte „Schweizer Modell“ zur Regulierung des Kormoranbestandes entwickelt, welches folgende Kernpunkte beinhaltet:

-        ganzjähriger Abschuss an Fließgewässern

-        ganzjähriger Abschuss an Seen und Teichen mit einer Fläche unter 50 ha

-        keine Duldung von Kolonieneubildungen

Herr Thygesen aus Dänemark berichtete über die Versuche, durch das Einölen der Eier bei am Boden brütenden Kolonien der stetig wachsenden Kormorananzahl Herr zu werden. Mit dieser Methode konnten bereits einige messbare Erfolge erzielt werden, doch ohne eine europäische Lösung sind regionalen Maßnahmen auf Dauer keine Erfolge beschieden. Diesen Standpunkt vertraten ebenso die Gäste aus Tschechien und der Slowakei. Eine abweichende Meinung gab es aus den Niederlanden zu vernehmen. Dort wird die Ursache für den Überstand an Kormoranen eher bei den durch massiven Gewässerausbau entstandenen unnatürlichen Gewässerstrukturen und damit durch den Menschen künstlich geschaffene ideale Jagdgebiete für den Kormoran gesehen. Dies mag ja durchaus auch eine Rolle spielen, aber wir leben nun mal in einer Kulturlandschaft, auf deren Ökosystem sich der Kormoran einfach aufgesetzt hat. Interessant waren in diesem Zusammenhang auch die Vorträge der deutschen Vertreter.

Dr. Piwernetz (Bayern) kam aus berufsfischereilicher Sicht zu dem Fazit: „Erst wenn alle Fische im Gewässer vernichtet sind, ziehen sie weiter!“

Herr Dr. Schlieker (Mecklenburg-Vorpommern) konnte berichten, dass mittlerweile die Kormorane aus Nahrungsmangel im Binnenland ihre Jagdgebiete auf die Ostsee bis 12 km vor der Küste verlegt haben und dort den ohnehin stark gefährdeten Jungdorschen bis zur Gefahr der Ausrottung nachstellen.

Herr Dr. Görner (Thüringen) konnte anhand wissenschaftlicher Untersuchungen an den Fließgewässern Ulster und Ilm nachweisen, dass die Vernichtung der dortigen Fischfauna ausschließlich auf den Fraßdruck des Kormorans zurückzuführen ist.

Prof. Dr. Müller (Deutscher Jagdverband) schlug vor, den Kormoran in die Liste der jagdbaren Tiere im deutschen Jagdrecht aufnehmen zu lassen, da durch das Fehlen von natürlichen Feinden keine Selbstregulation der Kormoranbestände zu erwarten ist.

Prof. Dr. Steffens (Deutscher Fischereiverband) stellte in seinem Diskussionsbeitrag fest, dass mittlerweile in Deutschland durch Kormorane mehr Fische entnommen werden als durch Fischer und Angler gemeinsam, nämlich 23.000 t pro Jahr durch Kormorane und „nur“ 20.000 t pro Jahr durch den Menschen.

Der momentane Kormoranbestand in ganz Europa, ca. 2 Millionen Exemplare, vernichtet täglich die unvorstellbare Masse von 1.000 Tonnen Fisch!

Peter Mohnert (Europäische Anglerallianz) forderte die Absenkung der Kormoranpopulation auf den Bestand von 1960, was ca. 10% des heutigen Bestandes entspräche. Das „Schweizer Modell“ sollte dabei durch die Europäische Union übernommen und umgesetzt werden. Der Präsident des Deutschen Fischereiverbandes, Holger Ortel, fasste die Diskussion zusammen und stellte die folgende Resolution vor, welche einstimmig von den Konferenzteilnehmern bestätigt wurde.

Resolution des Deutschen Fischerei-Verbandes anläßlich der internationalen Konferenz vom 22. bis 23. November 2007 in Bonn: Kormoran - Wege zum europäischen Bestandsmanagement

Die Bonner Kormoran-Resolution 2007

Die Konferenz stellt fest,

- dass die Kormoranbestände in Europa auf ein Niveau angestiegen sind, das wichtige Bestandteile der Kulturlandschaft stark beeinträchtigt.

- dass die Kormoranbestände zunehmend Schaden an der Fischfauna in Flüssen und Seen, Küstengewässern und künstlichen Gewässern aller Art in ganz Europa verursachen.

- dass viele teichwirtschaftliche Betriebe durch Kormoranbefall ihre Existenzgrundlage verloren haben

- dass die Bemühungen der Fischerei zur Hege und Erhaltung gefährdeter Fischarten zunichte gemacht werden.

- dass die Maßnahmen zur Sicherung des europäischen Aales ohne eine nachhaltige Reduzierung des Fraßdruckes durch Kormorane keinen Erfolg haben können.

- dass lokale Abwehrmaßnahmen zur Vergrämung nur zur Schadensminderung bei einzelnen Teichwirtschaften geführt haben, ohne einen nachhaltigen Schutz der Fischfauna zu sichern.

Wir fordern die Bundesländer auf,

- lokale Abwehrmaßnahmen sofort durch bestandsreduzierende Eingriffe in Brutkolonien zu ergänzen.

Wir fordern die Bundesregierung auf,

- sich nachhaltig für ein gesamteuropäisches Management des Kormorans einzusetzen.

Wir fordern die Europäische Union auf,

- dafür zu sorgen, dass die Kormoranbestände in Europa in einem ersten Schritt um 50 % reduziert werden.

- einen europäisch koordinierten Langzeitmanagementplan zu etablieren, der die Kormoranbestände langfristig in die Kulturlandschaft integriert, ohne die Natura-2000-Ziele im Bereich der Fischarten und die Gewässerökosysteme zu gefährden.

Bernd Manneck

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